Beinahe von dem Moment an, als ich zum ersten Mal in meinen frühen Teenagerjahren von ihr hörte, wurde ich zu einem Bewunderer von Ellen White und ihrem Schrifttum. Ich lernte Maschinenschreiben, indem ich ihr Buch Messages to Young People abschrieb. Auf dem Gymnasium und am College ging ich im Wohnheim oft von Zimmer zu Zimmer und sammelte von anderen Kollegen Zitate Ellen Whites, um sie in der Zeit meiner Vorbereitung auf den Dienst als Prediger der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten zu verwenden. Es war während jener Tage, als mir die Idee kam, einen adventistischen Kommentar vorzubereiten mit einer Zusammenstellung aller Aussagen aus dem Schrifttum von Ellen White, über das Buch der Bibel, jede Doktrin und jede biblische Persönlichkeit.
Schon zu Beginn meines Dienstes als Seelsorger (der in den späten 50er Jahren in Kalifornien begann), stellte ich zwei Bände einer alt- und neutestamentlichen Bibelbiographie zusammen. Jeder Abschnitt war mit einschlägigen Zitaten aus den Werken von Ellen White versehen. Einige bedeutende Personen in der Gemeinschaft ermutigten mich zu diesem Projekt und waren der Ansicht, dass das White Estate diese Sammlung drucken würde, um sie in den Gemeindebibliotheken zu verwenden, die die Gemeinschaft in jenen Tagen betrieb. Nach langer Zeit und zahlreicher Korrespondenz fand ich endlich heraus, dass ich naiv gewesen war, und dass das White Estate gar nicht daran interessiert war, mit mir zusammenzuarbeiten, vor allem nicht mit jemandem, der in ihr Gebiet unberechtigt eingriff. Sie ließen mich in unmissverständlicher Ausdrucksweise wissen, dass sie im Besitz der himmlische Vorrechte sind und dass sie mit Missfallen auf jedes Eindringen in ihr Territorium reagieren würden.
Jedoch veröffentlichte ich unabhängig davon zwei Bände Bibliographien und einen dritten Band zu Daniel und der Offenbarung, alle gegründet auf Ellen Whites Werke. Sehr bald wurden diese Bücher in den meisten adventistischen Buch- und Bibelhäusern verkauft und an vielen Schulen und Colleges in Nordamerika verwendet. Die Mitglieder des White Estate waren nicht gerade glücklich über all dies und sie brachten die Angelegenheit vor meinen Verband und vor den Vereinigungsvorsteher. Nach einigem Hin- und Herschieben, Hinziehen und Drängen stimmten sie dann doch dafür, dass die Bücher verkauft werden könnten, wenn ich die Auflage klein hielte, insofern als sie ja sowieso nicht dachten, dass meine Bände bei einer größeren Anzahl von Lesern Anklang finden würden. In den folgenden Jahren jedoch wurden zehntausende verkauft.
Während ich an dem geplanten Band Nr. 4 (Ellen Whites Zitate über biblische Lehren) arbeitete, stieß ich in Orlando, Florida, wo ich als Prediger der Kress Memorial Gemeinde arbeitete (die nach den Doktoren Daniel H. und Laurette E. Kress benannt war, beide bekannte adventistische Pioniere im medizinischen Werk), auf etwas sehr Interessantes. Die Kressfamilie gab mir ein altes Buch von Ellen White, Sketches from the Life of Paul, 1883 veröffentlicht, aber nicht wieder nachgedruckt. Als ich dieses Buch eines Tages einem Gemeindeglied zeigte, wurde mir gesagt, dass das Problem dieses Buches darin bestand, dass es einem anderen Buch zu ähnlich sei, das nicht von Ellen White geschrieben worden war. Wegen dieser frappierenden Ähnlichkeit war es auch nicht wieder gedruckt worden. Da ich ein Mensch bin, der den Sachen auf den Grund geht, habe ich ein vergleichendes Studium betrieben und entdeckte, dass diese Kritik teilweise der Wahrheit zu entsprechen schien.
Als ich später nach Kalifornien versetzt wurde, gehörte die Familie von Wellesley P. Magan zu meiner Gemeinde. Auch sie kam aus einer etablierten adventistischen Pionierfamilie. Nach dem Tode von Lillian E. Magan, der Witwe von Wellesleys Vater, erhielt ich ein Buch aus der Magan Bibliothek - Elisha the Prophet von Alfred Edersheim. Auf dem Titelblatt befand sich die Unterschrift Ellen Whites. Durch die ständige Verwendung von Ellen Whites Büchern war ich mit ihnen so vertraut, dass ich sofort die Ähnlichkeit der Worte und Gedanken feststellte, als ich Edersheims Buch las.
Noch später, als ich an der Universität von Südkalifornien studierte, auf einen Doktortitel der Philosophie hin, war ich schockiert, als ich auf ein siebenbändiges Werk über alttestamentliche Geschichte von demselben Edersheim stieß. Diesmal fand ich heraus, dass in Band eins bis vier Edersheims Kapitelüberschriften, die Untertitel und Seitenüberschriften vielfach fast identisch mit Ellen Whites Überschriften in Patriarchen und Propheten (1890) waren. Zeit und Forschung machten ersichtlich, dass Schwester White großzügig Hilfe aus diesen zusätzlichen Werken von Edersheim in Anspruch genommen hatte. Weitere Untersuchungen würden aufdecken, dass Edersheim auch ein neutestamentliches Geschichtswerk über das Leben Jesu geschrieben hatte, und auch in diesem Werk finden sich zusätzliche Ähnlichkeiten beim Vergleich mit ihrem Buch Das Leben Jesu.
Wenngleich beunruhigend, bestürzten mich diese Feststellungen zu jener Zeit nicht zu sehr, da das White Estate in Washington immer Entschuldigungen für Ellen Whites „Ausleihen“ zu haben schien.
Erst als Bruce Weaver, ein junger Seminarstudent an der adventistischen Andrews Universität in Michigan einen nicht beschrifteten Ordner meiner Arbeiten und Vergleiche entdeckte, (im kopierten Material des White Estate, das in der dortigen Bibliothek aufbewahrt wird) begann die Sache den Hauch einer mysteriösen Geschichte anzunehmen. Das White Estate beschuldigte Bruce, Material aus der Bücherei gestohlen zu haben, obgleich er es nur kopierte und wieder zurückgab. Am Ende wurde Bruce vom Seminar und aus dem Predigtamt entlassen – aber nicht, bevor er eine wichtige Rolle in diesem Drama gespielt hatte.
Was er in diesen Akten gefunden hatte, waren nicht nur mein Material und die Kritiken darüber, sondern auch Kopien aus einem Teil der Hauskorrespondenz des White Estate zwischen Robert W. Olson und Arthur L. White. Die Briefe offenbarten die Besorgnis dieser Männer vom Büro in Washington über die Entdeckung des Materials durch Bruce, das ich ihnen als Beweis für Ellen Whites Kopieren geschickt hatte. Beide hatten ihre Vorschläge über die Behandlung des Rea-Problems zu Papier gebracht. Die folgenden Jahre offenbarten, dass sich die Angestellten des White Estate die Methode von Arthur White angeeignet hatten. Im Wesentlichen bestand sie darin, eine Angelegenheit zu vermauern und so viel Druck und doppelzüngiges Gerede wie nur möglich auszuüben.
Olson gab sich große Mühe, die Tragweite abzuschwächen, die meine Entdeckungen anfingen zu haben, denn schon begannen Leute in verschiedenen Regionen von Nordamerika über meine durch Forschung erbrachten Beweise Fragen zu stellen. In einer Nachmittagsveranstaltung mit Olson im Januar 1973 an der Loma Linda Universität in Kalifornien, stellte jemand aus der Zuhörerschaft Fragen über die Entleihungen Ellen Whites aus veröffentlichten Quellen. Olsons Erwiderung ging darauf hinaus, dass dies nicht zuträfe und dass all ihr Schrifttum ihr eigenes wäre. Er erwähnte von sich aus, dass ein Prediger in Südkalifornien Wogen mit nicht bewiesenen Behauptungen über geborgtes Material aufrührte, besonders über ihr Hauptwerk Das Leben Jesu, aber dass solche Gerüchte ohne Bedeutung wären.
Es ist noch milde ausgedrückt, wenn ich sage, dass ich mich nach diesem Treffen in einem Schockzustand befand. Meine Akte enthielt genau zu diesem Zeitpunkt schon verschiedene Briefe von demselben Olson, in denen er mich ermutigt hatte, ihm meine Vergleiche über Ellen White mit zeitgenössischen Autoren zu senden. Mehr noch, er hatte persönlich mit mir gesprochen, als er nur kurze Zeit zuvor in Kalifornien gewesen war und mich um das Versprechen bat, nichts über meine Berichte von der Arbeit zu veröffentlichen, ehe ihm und den Angestellten des White Estate genügend Zeit gegeben werde, das Material zu untersuchen. Ich war mit dieser Bitte einverstanden und die Tatsache dieser Übereinkunft sind in den hausinternen Notizen festgehalten worden, die er danach schrieb und die ich in meinen Unterlagen habe.
So wusste ich jetzt also, dass Robert Olson entweder ein kurzes Gedächtnis hatte oder eine „white lie“ erzählte. In jedem Fall war es klar, dass die Leute vom White Estate mehr wussten, als sie zu sagen bereit waren.
Die Akten im White Estate bezogen sich auf das Buch von William Hanna, The Life of Christ. Innerhalb von 24 Stunden nach dem Treffen in Loma Linda hatte ich mir deshalb das Buch beschafft. Von diesem Zeitpunkt an habe ich mehr erfahren, als ich je wissen wollte.
Spectrum, eine Zeitschrift, die von der „Association of Adventist Forums“ unabhängig herausgegeben wird, veröffentlichte einen Hintergrundbericht über ein Komiteetreffen vom Januar 1980 in Glendale, Kalifornien. Dieses Treffen wurde von dem Generalkonferenzpräsidenten Neal Wilson auf mein Drängen hin einberufen; dort sollte dem Umfang der Entdeckungen über Ellen Whites literarische Verschuldung ernstlich Erwägung eingeräumt werden. Achtzehn der von der Gemeinschaft ausgewählten Repräsentanten gaben einen Bericht ab, dass meine Forschung in ihren Ausmaßen alarmierend sei, aber dass die Studien darüber weitergehen sollten – mit zusätzlicher Unterstützung.
Ein Jahr später hat Spectrum später über meine Entlassung (nach 36 Jahren Dienst im Predigtamt) durch die Gemeinschaft berichtet, die hauptsächlich auf Grund des enthüllenden Artikels erfolgte, der von dem Redakteur für Religion John Dart veranlasst und verfasst wurde und in der Los Angeles Times erschien. Nicht einer von den Offiziellen, die meine Entlassung vollzogen hatten, hatte sich je mit Dart unterhalten. Nicht einer hatte das recherchierte Material eingesehen, auf dem der Artikel basierte. Der Kern der Sache war für die Leitung der Gemeinschaft nicht wichtig. Es war nur notwendig, dass jemand bestraft wurde, um andere zur Linientreue zu bewegen und dass beide – die Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten und Ellen G. White –, an jeder Art von Unrecht unschuldig erscheinen würden.
Im Hinblick auf das, was ich beobachtet, erfahren und gelernt habe, denke ich, dass es richtig und notwendig ist, die Entdeckungen meines noch andauernden Studiums für kommende Generationen festzuhalten. Diese kommenden Generationen werden die Wahrheit über das wissen wollen, was über die Vergangenheit ans Licht gebracht wurde. Es wird ein Teil dessen sein, was sie in ihrer religiösen Erfahrung und Beurteilung in Erwägung ziehen werden.
Trotz der vielen gegensätzlichen Ratschläge, habe ich den Titel The White Lie für mein Buch gewählt. Ich beziehe diesen Begriff nicht hauptsächlich und nicht nur auf Ellen G. White. Wenn wir (irgendjemand von uns) unsere Zustimmung oder unsere Unterstützung zur Verewigung einer Legende (insgesamt oder nur teilweise) über eine Person bzw. Sache geben, werden wir dadurch selbst ein Teil einer „white lie“. Die Botschaft dieses Buches soll helfen, uns allen klarzumachen, dass wir oft tatsächlich eine Legende mit uns herumtragen.
Die ärgsten Lügen, die erzählt werden, sind oft die im religiösen Bereich – weil sie in einer Art und Weise erzählt werden, dass angenommen wird, Gott bestätigte sie, und deshalb seien sie zu unserem Besten. Dass das Gute aber falsch und schädlich, ja zum Bösen werden kann und wird, fällt jenen Eiferern, die im Namen Gottes Legenden unterstützen, für gewöhnlich nicht ein.
In dieser Studie ist es meine Absicht, mich nicht nur mit den Tatsachen auseinanderzusetzen die ich entdeckt habe, sondern auch mit den Auswirkungen innerhalb der Gemeinde und in uns persönlich. Ich hoffe auch, damit ein oder zwei Lektionen zurückzulassen für diejenigen, die danach suchen.
Es bleibt noch viel zu studieren bezüglich der Frage, warum einige von uns so vieles, von wem auch immer kommend, akzeptieren. Was steckt so tief in uns, dass wir ohne zu fragen auf jede unzuverlässige Information reagieren – dass wir sie dadurch zur „Wahrheit“ machen und sie unser Denken und Leben regieren lassen?
Wenn auf dieser Stufe meines Denkens irgendein Tadel übrig bleibt, der noch erwägt oder ausgeteilt werden muss, sollte ich viel davon akzeptieren, dafür, dass ich so leichtgläubig gewesen bin, ohne selbst ausreichend zu studieren oder zu forschen, vielem von dem zugestimmt habe, das mir ursprünglich als „die Wahrheit“ dargestellt wurde. Tatsächlich aber ist es mit vielen Unwahrheiten so, die uns von dem ablenken, womit wir uns eigentlich primär befassen sollten. Mein hauptsächliches Bedauern ist, dass die Zeit es mir nicht erlauben wird, einige der falschen Informationen, die ich selbst unbedacht „abgekauft“ habe und anderen als „white lie“ weitergereicht habe, zu korrigieren.
Jede Institution, jede juristische Körperschaft, jedes bestehende System – ob politisch, sozial oder religiös – muss einen Schutzheiligen haben. Dieser Heilige mag ein Gründer sein, ein Wohltäter, ein charismatischer Führer oder eine längst verstorbene mystische Figur. Ungeachtet der Kategorie oder der Zeitperiode seiner Existenz, wird der Schutzheilige verehrt, auch wenn er ein Vampir wäre; er wird kanonisiert, auch wenn er ein betrügerischer Artist war; ihm wird Heiligkeit verliehen, auch wenn er ein bekannter Sünder war.
Im menschlichen Verstand liegt etwas verborgen, dass das Unreale zu schaffen sucht – sich vorzustellen oder vorzugeben, dass etwas genauso ist, auch wenn alle Logik dagegen spricht. Was unsichtbar ist, behaupten wir, sei eine Vision; das Fehlbare kennzeichnen wir als Perfektion; der Illusion geben wir Autorität. Es ist schon vielfach geforscht worden, warum wir die „erlaubte Lüge“ glauben wollen, ja in der Tat zu glauben haben. Für meinen Zweck hier genügt die Aussage, dass wir es tun, dass wir scheinbar so handeln müssen. Denn wenn wir die Scheinvorstellung, die wir jetzt haben, ablehnen, werden wir eine andere finden oder erfinden, in unserem Bemühen der Realität nicht ins Auge schauen zu müssen.
Die Verkäufer der Wundermittel für Phantasten (die dazu tendieren, übernatürliche Offenbarungen mit Ehrfurcht zu behandeln) sind die Topverkäufer des Übernatürlichen. Sie sind diejenigen die manipulieren, manövrieren und das Gewissen derer massieren, die sie zu überzeugen wünschen. Überall und zu allen Zeiten waren sie die Magier, die das Volk glauben machten, dass der Herrscher wirklich mit dem Unsichtbaren bekleidet war und dass jene, die willens sind zu hören und zu ihnen um Rat und Führung kommen (wofür natürlich angemessen bezahlt werden muss), unter den wenigen sind die wirklich das sehen, was eigentlich gar nicht zu sehen ist.
Das ohne Ausnahme notwendigste Element für jeden Schwindel ist die Lüge. Um genau zu sein, es ist eine „white lie“, eine unbedeutende Sache, die nur wenig von der Wahrheit abweicht, dann mehr und mehr, bis sie sich im Laufe der Zeit und unter den richtigen Umständen zu einer enormen Täuschung entwickelt hat.
Die Anzahl der Techniken der Topverkäufer ist klein, aber sie sind notwendig. Sie bestehen aus dem Herunterspielen der menschlichen Natur desjenigen, der verehrt wird; im Erhöhen der Tugenden des Verehrten bis zum Übermenschlichen; im Verwehren des Zutritts zu verlässlichen Quellenberichten und Tatsachen der bedeutungsvollen Vergangenheit; im Appelieren an den Hang zum Abergläubischen (oder zumindest Leichtgläubigen); und aus dem Versuch Zeit zu gewinnen.
Eine Ausgabe des Webster Wörterbuches erklärt, dass eine white lie „eine unbedeutende Lüge ist, hervorgebracht aus höflichen, liebenswürdigen oder entschuldbaren Motiven; eine höfliche oder harmlose Flunkerei“.
Die Tatsachen des Borgens oder Abschreibens durch Ellen White sind seit vielen Jahren von anerkannten Repräsentanten der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten dokumentiert und eingestanden worden. Aber die Information, den Umfang ihrer literarischen Abhängigkeit offenbarend, ist vorsätzlich von Laiengliedern ferngehalten worden, bis unabhängige Forscher begannen, diese Tatsachen der Öffentlichkeit zu unterbreiten. Deshalb kommen neue Probleme durch diese Entdeckungen auf, mit denen das adventistische Volk oder deren gegenwärtigen Leiter sich bis jetzt noch nicht befasst haben. So z.B.:
- Warum hat Ellen White die meisten, wenn nicht alle, Spekulationen und Annahmen der von ihr kopierten Autoren ins Absolute verändert, sodass die Abschrift so aussah, als ob sie auf dem Schauplatz des Geschehens immer in visionärer Form dabei gewesen wäre, obwohl das offensichtlich nicht der Fall war?
- In wie weit entsprechen die Fußnoten und Bibeltexte, die sie von anderen als Füllmaterial kopierte, den Kriterien die für die Inspiration festgelegt wurden?
- Wie verhält sich der Missbrauch und die Misshandlung des Materials anderer in einem so umfassender Ausmaß zu der Ethik ihrer oder unserer Zeit?
- Insofern als es der Umfang des kopierten Werkes als sicher herausstellt, dass es für Ellen White rein menschlich unmöglich war, alles selbst vollbracht zu haben, wer unter ihren Mitarbeitern verdient dann die Ehre und Anerkennung für ihre „Inspiration“?
- Mit wessen Autorität haben wir es nun zu tun?
Wir müssen anerkennen, dass seit dem Beginn der 1844er Bewegung eine ganze Anzahl Personen Ellen White als die führende Autorität des Adventismus betrachtet haben. Sie müssen jetzt einer Korrektur ihres Denkens (und viele auch ihres Lebens) Raum geben, auf einer Ebene die sich von ihren früheren Vorstellungen sehr unterscheidet. Dies könnte sehr betrüblich sein. Ob die Situation, in der sich die Gemeinschaft jetzt selbst wiederfindet, mit unserer Definition einer „white lie“ nun übereinstimmt oder nicht, und ob die Schwindelei für die Werte jedes Einzelnen, für seine Art des Denkens und für seine Lebenserfahrungen harmlos war oder nicht, das muss jeder für sich selbst beurteilen.
Im Kleinen zu verstehen, wie Menschen ihren gegenwärtigen Stand erreichen ist nur möglich, wenn man betrachtet, wo sie vorher gestanden haben, welche Art von Verkäufer ihnen die Reise verkauft hat, und was sie motiviert hat, diesen Weg zu gehen. Es ist nicht möglich, alle diese Aspekte im Ganzen zu betrachten. Aber wir werden erwähnen, welche Umstände einen „treuen Gläubigen“ schaffen, welche Art von Topverkäufer die Ware verkauft hat und was mit denen geschieht die sie gekauft haben.
Bücher, wie The Status Seekers (D: Die Status Suchenden), The Permissible Lie (D: Die zulässige Lüge) und The True Believer (D: Der wahre Gläubige) deuten auf die Verbindung zwischen allen Bereichen hin – dem ökonomischen, sozialen und religiösen. In all diesen Bereichen verkaufen Geschäftsleute ihre Ware durch Anwendung der „white lie“. Obwohl die Verkäufer sozialer und ökonomischer Ideen behaupten, an deiner Gegenwart interessiert zu sein, sind sie in Wirklichkeit mehr an ihrer Zukunft interessiert. Verkäufer des Übernatürlichen behaupten, an deiner Zukunft interessiert zu sein, aber woran sie wirklich interessiert sind, ist ihre Gegenwart. Alle Straßenhändler verkaufen die „white lie“ in jeder Größe und Form von der sie annehmen, dass ihr Publikum sie kaufen wird. Adventisten kennen und akzeptieren diese Tatsache über die Systeme der anderen; Aber sie glauben, dass ihr eigenes System „anders“ und deshalb besser ist. Sehr wenig Studium ist betrieben worden, um diesen Glauben zu beweisen oder zu widerlegen.
Die meisten Menschen akzeptieren die Tatsache, dass wenige, wenn überhaupt einige heilige Männer übriggeblieben sind, die Ware für soziale, ökonomische oder politische Reform anbieten. Aber es fällt ihnen schwer, anzuerkennen, dass es ebenfalls wenige, wenn überhaupt einige, Heilige in der Religion gibt. Es gibt keine heiligen Männer oder Frauen, es sei denn, unser Wunschdenken macht sie zu Heiligen. Da wir immer diese Scheinvorstellung hegen, ist es für die Topverkäufer der Religion leicht, Kontrolle über unsere eigenen Spitzfindigkeiten und unser Gewissen zu erlangen und über unsere Gedanken und Handlungen Autorität auszuüben. Es hat so viele Menschen auf diesem Planeten gegeben, die sich selbst der Welt als Heilige verkauft und Errettung für die Zukunft angeboten haben – obwohl sie in Wirklichkeit nur Topverkäufer waren, die durch das Einträufeln von Schuld und Furcht ihre Anhänger unter ihren eigenen Willen und uns der Freiheit, selbst zu denken, beraubt haben.
Behalte während des Lesens in Erinnerung, dass jemand dir die Idee verkauft hat, das, was du tief in deinem Inneren glaubst, sei „einmalig“ und Autorität der höchsten Berufungsinstanz; dass du wegen dieser Autorität „anders“ bist; und dass du gerettet wirst, wenn du diesen Regeln folgst. Das Problem bei diesem Gedankenzug ist, dass deine Wahrheit nur die Auslegung der Wahrheit durch deinen Heiligen sein könnte und die Erklärungen, die du als Autorität akzeptiert hast, Ideen sein könnten, die er sich an anderen geliehen hat.
Dies wird, wie ich denke, die Studie über Ellen White deutlich machen. Und wenn ebensoviel Informationen über die Heiligen anderer Gruppen vorhanden wären, würde das Gleiche auch auf sie zutreffen.
In dieser Odyssee, die wir zusammen unternehmen, werden die Topverkäufer der Klerus, die Prediger, Ihre Hochwürden, die Gottesdiener sein, die mehr als alle anderen die Lizenz erhalten haben (vom Volk selbst und vom Staat), mit ihren Waren bei den Unvorsichtigen hausieren zu gehen, ihre Furcht auf die Furchtsamen zu übertragen, ihre Schuld an die Reumütigen zu verkaufen.
Die Schutzheilige wird Ellen White sein, als kanonisch anerkannte Leiterin der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, die alle Heiligen, gleich welchen Glaubens, symbolisiert und durch die ihre Anhänger ihren Gottesbegriff finden und danach trachten, die unerreichbare Errettung durch Beruhigung von dieser oder durch diese Heilige zu erlangen.
Die wahren Gläubigen werden die Unbedachtsamen, die Furchtsamen, die Schuldgeplagten, die Übereifrigen, die Wohlmeinenden und die Nichtfragenden sein. Weil es ihnen an persönlichem Vertrauen zu Gott mangelt, suchen sie Gott durch ihren auserwählten Heiligen, von dem sie annehmen, er habe eine nieversagende Leitung zu den himmlischen Stätten.
Insofern als der Inhalt des dargestellten Materials mit der „literarischen Verwendung der Werke anderer“ zu tun hat, habe auch ich von jedermann kopiert. Ohne Schamgefühl habe ich Material verwendet, das genommen, geborgt oder anderweitig einfach von den zur Verfügung stehenden Quellen zur Beweisführung und Klärung entnommen wurde.
Ich würde gerne all diejenigen erwähnen, die, ganz gleich durch welche Methode oder Quelle, Material zu meiner Verwendung ans Licht brachten, damit der Leser selbst die Beweise sehen kann und die Art und den Umfang der adventistischen „white lie“ erkennt. Aber wegen der Natur der Sache, des Administrativen wie auch des Gruppenzwangs, der sowohl die Person als auch deren Position belastet, können alle jene, in deren Schuld ich stehe, nicht genannt werden.
Dieses Buch versucht die Geburt, das Wachstum und die volle Blüte der „white lie“ im Adventismus zurückzuverfolgen. Es kann nicht alle die Fäden aufzeigen, die uns auf unserer Wanderung, ähnlich wie Gulliver, binden, da der Zutritt zu vielen Quellen über die Tatsachen verweigert wurde. Das Buch kann den Leser nur auf bestimmte Quellen verweisen, sodass er in der Lage ist, für sich selbst zu sehen, was es zu sehen gibt.
Ich trachte nicht danach, dies jenen zu zeigen, die Augen haben und nicht sehen wollen, oder jene anzuschreiben, die Ohren haben und nicht hören wollen. Aber da jemand die Verpflichtung gegenüber den nachfolgenden Generationen hat, soll dieses Material eine kleine Kerze zum Leuchten bringen in dieser Welt des Aberglaubens, der Furcht und der Schuld. Es kann sein, dass die Flamme, obgleich sie nur klein ist, dazu beiträgt, den Weg zu erleuchten, der zu dem wahren Heiligen aller Heiligen führt – Jesus Christus.
Walter T. Rea