The Die Ellen-White-Untersuchung

Die Abkehr von Ellen White—Der große Kampf

Kapitel 8

Wie man Geschichte verändert

Walter T. Rea


Die Geschichte, die Ellen erzählte, als sie Der große Kampf verfasste, war nicht neu. Wenn die Idee über einen Kampf zwischen dem biblischen Satan und dem historischen Christus wohlvertraut klingt, ist es so, weil diese Idee schon lange vor Ellens Zeit bekannt war. Hartnäckig sind diejenigen in adventistischen Kreisen, die beharrlich daran festhalten, Ellens Beitrag als neu und grundverschieden darzustellen — denn sie die Geschichte neu gliedert, um sie mit ihrer Theologie der Zukunft in Einklang zu bringen — und damit beschäftigt sind, eine „white lie“ zu verewigen. Sie machen ihre Version des sich hinziehenden Wettkampfes zur bestimmenden Größe in jeder Handlung und Situation des menschlichen Umgangs untereinander, sei es im politischen, ökonomischen, geographischen oder religiösen Bereich. Gemäß dieser Geschichte verhält es sich so: Wenn die „Guten“ gewinnen, geht die Runde an Gott; gewinnen die „Bösen“ eine Runde, ist Satan der Sieger durch menschliches Versagen.

Die einzige Schwierigkeit bei dieser Theorie ist, daß das Gewinnen von dem abhängt, der als Schiedsrichter fungiert. Manchmal bekommt Gott die Anerkennung und manchmal auch umgekehrt. Gott kommt für gewöhnlich gut weg, und wenn nicht, dann wird die Runde verlängert, um ihm eine bessere Gelegenheit zu geben, die Sachverhalte später auszugleichen. Einer der beliebtesten Texte derer, die dieses Spiel auf diese Weise führen, ist Römer 8:28: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen …“ 1 Um denen Trost und ein Schlupfloch zu geben, die in diesem Kampf verlieren, gibt die letzte Hälfte des Textes den Theologen ein „Heraus“: „… denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“

Ellen lieferte die Antwort für „die, die berufen sind“ in ihrer Version des Kampfes, in dem sie ihre Gruppe der Gläubigen als diejenigen benannte, die in diesen schmalen Schlitz passen, und schloss die Tür für alle anderen – so wie sie es ungefähr 40 Jahre zuvor, 1844, mit der Idee der geschlossenen Tür getan hatte. Der große Kampf in der Sicht Ellens enthält einige Hoffnung für die, die dem Mahlzeichen irgendeines Tieres entfliehen und die als ungläubige Huren und Dirnen der Offenbarung des Johannes sich bekehren, um die „wahren Gläubigen“ von Ellens Glauben und Clan zu werden.

Vom Beginn des Adventismus an (und der Bewegung von 1844) schien der bestimmende Faktor im Himmel und im Familienleben, in Ellens Anfang und Ende der Geschehnisse, nicht Christus und das Evangelium oder die Gute Nachricht zu sein, sondern die gesetzliche Manipulation der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gemäß ihrer himmlischen Buchhaltung.2

Andere vor ihr haben sich mit dem großen Kampf in allgemeiner Art befasst, aber keiner kam jemals auf ihre Schlussfolgerungen – weder im Allgemeinen noch im Besonderen. In Miltons Paradise Lost ist der Kampf in Ausdrücken von „Gut und Böse“, „Schwarz und Weiß“, „Alles oder Nichts“ und „Christus und Satan“ beschrieben. Sein Werk war eine so anerkannte Arbeit gewesen, dass es schon 200 Jahre Bestand hatte, ehe Ellen anfing, diese Geschichte zu lesen. Es gibt Anzeichen, dass sie Ton und Stil seiner Wiedergabe des Streites im Universum liebte.3 Er hatte in der Tat eine so gute Arbeit geleistet, dass seine Werke auf der Rückseite früher Veröffentlichungen adventistischer Literatur als lesenswert angeboten wurden.4 Trotz dieser Reklame und der späteren Entdeckungen, dass Milton Ellen beeinflusst hatte, schrieb Arthur White 1946:

Ich kenne keine Aussage aus Ellen Whites Feder, die in Beziehung zu Milton steht. Nachdem die Vision von Der große Kampf Schwester White gegeben worden war, hat Bruder J. N. Andrews sich erkundigt, ob sie jemals Paradise Lost gelesen hatte. Als sie ihm sagte, dass sie es nicht kenne, brachte er ihr ein Exemplar ins Haus. Sie hat es aber nicht geöffnet, sondern legte es auf ein hohes Regal, entschlossen, es nicht zu lesen, bis sie das, was ihr der Herr offenbarte, aufgeschrieben hatte.5

Dies war die höchste Stufe, auf die das Regal jemals gestellt wurde; denn zu der Zeit, als 1969 die Faksimileausgabe von The Spirit of Prophecy (Band 4) neu gedruckt wurde, musste irgendjemand Arthur White gesagt haben, dass sie Miltons Buch von dem Regal genommen und es verwendet hatte. Die einzige Frage war: wurde es vorher oder nachher verwendet? Seine Aussage zeigt, dass es nachher gewesen war:

Es ist offenbar, dass sie später wenigstens Teile von Paradise Lost las, denn in Education ist eine Redewendung zitiert.6

Fast ohne Ausnahme unterstützten die Autoren, die Ellen auswählte, das gleiche Thema – dass der Mensch gut war, ehe er böse wurde; dass er den Wunsch hatte, gut zu sein, aber immer noch böse ist; dass, wenn er gut ist, er dann sehr, sehr gut sein soll, und wenn er böse ist, er schrecklich sein muss –, nämlich dass der Sieg an irgendeinem Ort, irgendwo, irgendwann für die Guten kommt, aber der Vorhang für die Bösen fällt. Noch einmal: Dieses Thema war für Ellen nicht neu, auch nicht für die, die sie kopierte. Schließlich waren die meisten, wenn nicht alle, der Autoren, Prediger, Theologen und Topverkäufer, von denen sie abschrieb, Lehrer, die Ellen für ihr Kopieren auswählte, und sie gaben ihr ihre ungenauen Umschreibungen der biblischen Geschichte, wie sie von der Genesis bis zur Offenbarung erzählt wird. Aber es musste eine Ellen kommen, mit ihrer jugendlichen Adventbegeisterung, um dem Untersuchungsgericht zum Durchbruch zu verhelfen – dem adventistischen „Dreh“. Es war dieser einzige, dieser einmalige Beitrag zur Welt der Theologie, der zum „letzten Hurra“ der Adventisten wurde – und zu ihrem eigenen großen Kampf, in mehrfacher Hinsicht.7

Von Anfang an sahen die Leute um Ellen Ähnlichkeiten in dem, was sie schrieb, und in dem, was sie selbst von anderen lasen, und das beunruhigte sie. Es war nicht nur J. N. Andrews und seine Sorge über das zwillingshafte Gesicht von Der große Kampf und Paradise Lost. Es war ebenso John Harvey Kellogg und sein Durchlesen früherer Kapitel ihrer Arbeiten. In seinem aufgezeichneten Interview mit zwei Männern seiner Gemeinschaft sagte er:

Als Der große Kampf herauskam und darin die Kapitel über die Geschichte der Waldenser, wurde meine Aufmerksamkeit durch jemand sofort darauf gelenkt. Ich weiß nicht, wie es kam, aber ich wusste bereits davon, denn es gab ein kleines Buch, Wylies History of the Waldenses, am Bücherstand des Review and Herald; und hier war das Buch Der große Kampf mit Auszügen daraus, und einige von ihnen waren kaum umgestellt. Es gab Umstellungen, in denen Worte ausgewechselt waren; es wäre nicht richtig gewesen, Anführungszeichen zu verwenden, da Worte im Absatz geändert wurden und es deswegen keine Zitate waren, aber es war gleichzeitig doch entliehen.8

Das ganze Interview zeigt, dass der gute Doktor sehr verstört war über das, was andere und er als einen Betrug ansahen – einen Betrug, der von Ellen, ihrem Sohn Willie und ihren Redakteuren an den Leuten praktiziert wurde.

Das Kapitel über William Miller („An American Reformer“) in Der große Kampf (vorher als Kapitel 13 in The Spirit of Prophecy, Band 4, 1884, erschienen) war gestohlen, in vielen Fällen Wort für Wort, aus einem kleinen Buch, das James White 1875 mit dem Titel Sketches of the Christian Life and Public Labors of William Miller gedruckt hatte. (James hatte auf der Titelseite und im Text mit Anführungszeichen zugegeben, dass er Sylvester Bliss’ Memoirs of William Miller [1853] und „andere Quellen“ verwendet hatte.)9 Deshalb ist Ellens Version keine „ausgewählte Offenbarung“. Es war nicht Einzelhandelsware – es war Stehlen in Großhandelsmengen und wurde als Diebesgut in Der große Kampf einverleibt.10

Zu dieser Zeit war Uriah Smith in die Gruppe aufgenommen worden und beteiligte sich an der Sache. Sein Material über das Heiligtum (zuerst als Beiträge zwischen 1851 und 1855 im Review und 1877 in Buchform erschienen) lieferte die Gedanken für das 23. Kapitel „What is the Sanctuary?“ in Der große Kampf.11 Seine wörtlichen Beschreibungen der alttestamentlichen Geschehen und Texte wurden – wiederum nicht in kleiner Anzahl, sondern in Großhandelsmengen – in das Bild über den Kampf um den Sieg auf dieser Erde von Ellen und ihren Helfern übernommen.

Einer der anderen frühen Entdecker und Forscher wurde gleicherweise für diese Expedition abkommandiert – J. N. Andrews, der ebenfalls ein anerkannter Schriftsteller war. Seine Arbeiten – einschließlich The Prophecy of Daniel, The Four Kingdoms, The Sanctuary und The Twenty-Three Hundred Days (1860 bis 1863 veröffentlicht) – wurden als Frachtgut mitgenommen. Die Leute der Adventgemeinde haben sein Material über die dreifache Engelsbotschaft jahrzehntelang als Ellens unfehlbares Wort zitiert.12

Eine Reihe von Historikern musste in diese Abenteuer mit einbezogen werden – fast immer ohne deren Wissen. Wie uns in späteren Jahren erzählt wurde, liebte es Ellen, ihrer Familie aus Merle d’Aubignés Werken vorzulesen,13 war er doch einer ihrer treuen Anhänger in Bezug auf die Theorie des großen Kampfes. So kam er an Bord – wiederum, soweit wir wissen, ohne dass man ihn gefragt hätte, ob er die Reise überhaupt unternehmen wolle. Später wurde einer seiner historischen Verwandten, nämlich Wylie, der Passagierliste zugefügt, um zufällig an einem Mahl am Tisch des Kapitäns teilzunehmen.14

Es war eine bunt zusammengewürfelte Besatzung, die diese Reise machte. Es war das erste Mal, dass sie alle unter derselben weißen Flagge segelten. Kein Wunder, dass sie beinahe von Anfang an in die schwere See der Kritik gerieten. Der Zynismus, der sich in der lokalen Zeitung durch die Healdsburg Ministerial Association (California) zeigte, war typisch. In der Auseinandersetzung mit örtlichen Adventisten sagten diese Pastoren:

Wir möchten in diesem Artikel einige Auszüge aus den folgenden Büchern mit Auszügen in Ellen Whites Der große Kampf, Band IV The Spirit of Prophecy, vergleichen: History of the Sabbath (J. N. Andrews); Life of Mr. Miller (James White); History of the Waldenses (Wylie); The Sanctuary (Uriah Smith); und History of the Reformation (d’Aubigne). Wir wollen sehen, ob Frau White Passagen von anderen Schriftstellern eingeführt hat und sie als ihre eigenen ausgab. Wenn sie dies getan hat, dann ist Frau White – nach Webster – ein Plagiator, ein literarischer Dieb.15

Da es sich hier um eine Predigervereinigung handelte, musste sie bis zu einem gewissen Grade eine Inspiration besessen haben, wenn sie sich in das Reich der Vorhersagen wagte und feststellte:

Wir nehmen nicht in Anspruch, dass die folgenden Vergleiche in irgendeiner Weise vollständig sind. Die kurze Zeit hat nur eine teilweise Untersuchung erlaubt. Wir zweifeln nicht daran, dass eine weitere Forschung viel mehr in dieser Richtung enthüllen wird.16

Und so war es auch. Donald R. McAdams gelang ein vortreffliches Stück Arbeit, viele von denjenigen zu entdecken, die das Werk der Healdsburg-Prediger fortgeführt haben – ohne zu wissen, dass schon andere vorher diesen Weg beschritten oder was zuvor entdeckt worden war.17 Was zum Vorschein kam, war – ob wir es glauben oder nicht – dass die Geistlichkeit von Healdsburg 1889 recht hatte, soweit es Ellen und ihre Besatzung auf der Reise mit Der große Kampf betraf.

Von vornherein war es offensichtlich, noch bevor das Schiff Segel setzte, dass Der große Kampf nicht seetüchtig war. Ihre Fahrt war die einzige Einwegüberfahrt, die die meisten Seereisenden jemals kannten. Wie konnten sie es auch wissen – unter dem ausdrücklichen Befehl stehend, keine andere als adventistische Gemeinschaftsliteratur zu lesen, und da die Herausgeber Material von ihr in Fülle veröffentlichten? Schon die Anzeigen im Review von 1876 stellten Ansprüche an die Grenze des Phantastischen und zeigten ihr Verlangen, die Treuen auf einer Linie zu halten. Das Folgende war ein Vorläufer der noch machtvolleren Überredung, die kommen sollte:

Wir sind bereit, über diesen jetzt gerade herausgegebenen Band zu sprechen, als den bemerkenswertesten, der je von dieser Stelle veröffentlicht worden ist. Er behandelt den Teil des großen Kampfes zwischen Christus und Satan, der das Leben und die Mission, die Lehren und die Wunder Christi auf dieser Erde einschließt.18

Aber in Ellens Krug der Produktion entstanden mehr und mehr Risse. Das Material der Bibelkonferenz von 1919 (erstmals 1980 veröffentlicht) macht klar, dass Lehrer, Beamte, Prediger und Erzieher an der richtigen Lehre über die Inspiration interessiert waren.19 Deren Vorstellung darüber, wie Gott handelt, war ernsthaft verworren durch die Kenntnis, dass sie Ellen beim Schreiben geholfen hatten. Was kann aber als allein von Gott kommend und daher inspiriert unterstützt werden, ohne irgendeinem Besatzungsmitglied auf Ellens Schiff Anerkennung geben zu müssen?

Unter dem wachsenden Druck wurden zwei der Getreuen auf den Weg gesandt, um die Risse zu flicken – vermutlich am Abend, wenn der Hauptteil der Arbeit schon erledigt zu sein scheint. Dores E. Robinson erzählt von seinem Anteil an diesem Abenteuer:

Ich denke, dass Bruder Crisler und ich beinahe sechs Monate beim Studium von Der große Kampf zugebracht haben. Als Bibel- und Geschichtslehrer weißt du, wie schwer es ist, Geschichte zu schreiben und wie die besten Historiker dabei irren. Bei der Überarbeitung von Der große Kampf gingen wir in die Bibliothek und verglichen einen Punkt nach dem anderen, der aufgekommen war; bestimmt waren es mehr als 100 Fragen, die beantwortet werden sollten. Wir haben diese sehr sorgfältig in den Bibliotheken von Stanford und Berkeley geprüft.20

Die Geschichte, die vom White Estate über die Korrekturen erzählt wurde, ergab, dass nur Grammatik und Orthographie in Frage standen. Es scheint kaum wert zu sein, Bibliotheken aufzusuchen – und noch weniger, dort sechs Monate zu verbringen – nur um Rechtschreibung und Grammatik zu korrigieren. Klar ist, dass die Frage, wie Ellen und ihre Helfer aus dieser Welt in die nächste gelangen würden, viel größer war als die der Rechtschreibung – und das Finden des Weges verlangte mehr als nur ein Studieren des Dudens. Es war das Ausschreiben jener Einzelheiten, das Ellen und Der große Kampf in Schwierigkeiten brachte.

Wie Kellogg in seinem Interview erklärte, versuchten sie sich selbst, durch ihre literarischen Mittel, aus dem Dilemma herauszuwinden:

Nun gingen sie daran und verkauften die gesamte Ausgabe – wenigstens 1.500 Kopien dieser Arbeit, die sie zur Hand hatten...

Sie machten geradewegs weiter mit dem Verkauf, aber in der nächsten Auflage veränderten sie das Vorwort, um ein kleines Schlupfloch offenzulassen, und auf milde und eher versteckte Weise gaben sie einige kleine Hinweise, dass die Autorin von Informationen aus verschiedenen Quellen wie auch von göttlicher Inspiration Nutzen gezogen hatte.21

Dann fährt er fort, die Katze wirklich aus dem Sack zu lassen – über mehr als nur Der große Kampf. Die Glaubhaftigkeit und Genauigkeit seiner Erinnerung muss neben die Tatsache gestellt werden, dass er fast besser als jeder andere Zeitgenosse Ellen kannte und mit ihr enger zusammengearbeitet hatte als irgendjemand anderer, außer ihrer eigenen Familie:

Dies ist aus meinem Gedächtnis. Ich erinnere mich, dass ich die Korrekturen sah, und ich war nicht dafür. Ich sagte: „Das ist nur ein Herauswinden; hier wird einfach etwas hineingelegt, damit die einfachen Leser nicht alles entdecken, sondern die wichtigeren Aussagen als besondere Inspiration ansehen werden. Sie werden dadurch zum Narren gemacht.“ Dann kamen andere Bücher auf den Markt. Eine Anzahl Bücher sind nicht frei davon. Es war nicht nur dieses eine Buch. Deine Erklärung half anderen Büchern nicht – weder Das Leben Jesu noch How to Live. Ich glaube kaum, dass du etwas von How to Live weißt, in Bezug auf die Dinge, die aus Coles [Buch] entliehen worden sind.“22

Darauf entgegnete George W. Amadon, ein loyaler Verteidiger von Ellen: „Ich weiß, ein großer Teil daraus war entliehen.“23 Was meinte er damit – „entliehen“? Es kann sein, dass er meinte, dass alles entnommen war – gesehen, für gut befunden und entliehen.

Ein solches Ausmaß an Kritik rief nach chirurgischer Behandlung – und sie kam mit der Ausgabe von 1911 des Großen Kampfes. Durch die Jahre hindurch ist immer wieder geltend gemacht worden, dass der Grund für die Notwendigkeit einer Neusetzung des Buches darin bestand, dass die Druckplatten nicht mehr den hohen Anforderungen entsprachen. Willie White gibt jedoch einen anderen Grund für die Veränderung in diesem Jahr an:

Im Hauptteil dieses Buches ist die bemerkenswerteste Verbesserung die Einführung von historischen Referenzen. In der alten Ausgabe sind mehr als 700 Bibelstellen angeführt, aber nur bei wenigen Gelegenheiten sind Hinweise auf die historischen Quellen oder Autoritäten gemacht, auf die sie sich beziehen. In der neuen Ausgabe wird der Leser mehr als 400 Hinweise auf 88 Autoren und Autoritäten finden.24

Adventistische Theologen, die den Standpunkt vertreten, dass sich ein großer Teil gestohlenen Guts im Schrifttum des Kanons findet, mögen auf diesen Punkt jetzt achtgeben. Wenn jemand die vier Evangelien mit Der große Kampf vergleichen will, wird sich das so auswirken: Die 400 Referenzen von anderen Autoren mit den 700 Bibelstellen und die Kalkulationen von Willie White verwendend, würden die Verfasser der vier Evangelien (in dem Ausmaß des Kopierens, wie es Ellen praktizierte) jeden einzelnen Vers, den sie schrieben, kopiert haben müssen! Was Donald McAdams auf dem Tonband des Glendale-Komitee-Treffens über Ellens Der große Kampf aufgezeichnet hat, ist nur eine andere Art, dasselbe auszudrücken. Er bemerkte, dass, wenn jeder Absatz in Der große Kampf gemäß der üblichen Praxis mit Quellennachweisen versehen und Anerkennung denen zugerechnet würde, denen Anerkennung gebührt, wäre fast jeder Absatz davon betroffen.25

Willie White gibt für den sechsmonatigen Aufenthalt von Robinson und Crisler in den Bibliotheken von Stanford und Berkeley andere Gründe an:

In einigen Fällen sind neue Zitate von Historikern, Predigern und heutigen Schriftstellern anstelle der alten verwendet worden, da diese wirkungsvoller sind oder weil es uns oft unmöglich war, die alten aufzufinden...

An acht oder zehn Stellen sind Zeithinweise verändert worden, die sich im Laufe der ersten Drucklegung des Buches ergeben haben.

An einigen Stellen ist die Form des Ausdrucks verändert worden, um unnötigen Angriffen auszuweichen...

An einigen anderen Stellen, an denen Aussagen über das Papsttum standen, die von den Katholiken sehr bestritten wurden, die aber auch schwer mit zugänglichen, historischen Beweisen aufrechtzuerhalten sind, ist der Wortlaut in der neuen Auflage so geändert worden, dass er in dem Bereich der zur Verfügung stehenden Beweise bleibt.26

Es wäre ziemlich ungerecht, Willie zu sehr die Schuld zu geben. Er erklärte nur das, was andere herausgefunden hatten und worüber sich die Sekretärinnen beschwerten. Es erfordert beharrliche Arbeit und Fleiß, Umstände und Geschehnisse der Vergangenheit zu verändern, um sie mit Ellens fortlaufenden Aktivitäten auf einen Nenner zu bringen, die ständig die Stellen von feststehenden Fakten einnahmen, durch die ihre Ungenauigkeiten beurteilt werden könnten. Aber der Review vom 12. Juni 1980 täuschte immer noch vor, dass es nur Der große Kampf war, der nach Bekenntnis und Veränderung verlangte.27

Obgleich es hier nicht unsere Absicht ist, uns mit den Unstimmigkeiten und Veränderungen von Ellens nächtlichen Aufklärungen zu befassen, ist es doch wert festzustellen, dass die kosmetische Arbeit, die an den späteren Ausgaben ihres Schrifttums vorgenommen wurde, so nützlich war, dass auch andere die Veränderung wahrnahmen. Linden sagt:

...Die Entscheidungsserie markiert die Produktion der reifen Ellen White. Diese Evolution ist tatsächlich so stark, dass es überraschend ist, festzustellen, ein und dieselbe Person habe diese zwei Arten von Büchern geschrieben. Wie diese bemerkenswerte Entwicklung zustande kam, ist eine schwierige Aufgabe für den ernsthaften Historiker.

Die fünf Bände der Entscheidungsserie resultieren aus einem Gesamtprozess, von dem nur wenige Faktoren bekannt sind; andere Tatsachen werden erst bekannt werden, wenn die reichhaltigen Akten des White Estate dem Forscher in der Gesamtheit zur Verfügung stehen.

...Ihre private Bücherei enthielt Hunderte von Bänden, und nur ein Teil davon ist aufgelistet worden. Außerdem hatte sie einen ganzen Stab von Sekretärinnen und Redakteuren zu ihrer Verfügung.“28

Was Linden hier treffend darlegt, sind vielleicht die wichtigsten und zugleich schädlichsten Stücke von Informationen jeglicher Studie über Ellen und ihr Schrifttum. Wenige Geistliche, wenn überhaupt einige, im adventistischen Klan zitieren aus dem frühen Schrifttum Ellens. Einiges davon würden sie am liebsten vergessen; anderes ist ein Angriff gegen den gesunden Menschenverstand: ihr Solemn Appeal to Mothers (Feierlicher Appell an Mütter), ihr Kopieren der Arbeit eines Arztes Cause of Exhausted Vitality (Der Grund erschöpfter Lebenskraft) über das sexuelle Leben ihrer Generation, ihr Stellungswechsel, wenn Dinge, die sie „sah“ oder „vorhersagte“, sich nicht erfüllten. Solche Passagen werden selten in der Adventgemeinde auf der Kanzel erwähnt. Die meisten der „wunderbaren“ Zitate kommen aus ihren späteren Werken.29

Selbstverständlich, denn zu jener Zeit besaß Ellen bereits fünfzig Jahre Erfahrung, mit zahlreichen Mitarbeitern im Korps der Helfer, auf die sie zählen konnte; mit der Struktur der Adventgemeinde, mit deren Geld und mit den Verlagen, die die Propaganda von ihrer Unüberwindlichkeit hinausströmen ließen. Sie war ohne Hemmung, alles von „Gott kommend“ einzubeziehen, was auch immer sie in ihr Schrifttum implizieren wollte. Wenn um die Jahrhundertwende jemand die Veränderungen oder Unstimmigkeiten zwischen dem alten und dem neuen Material feststellen sollte, musste er sicherlich eine sehr harte Entscheidung fällen, um in der Gemeinde zu bleiben. Man hatte mit ernstem Gesicht an einigen Dingen festzuhalten, nämlich dass Gott unstimmig war, nicht Ellen; dass Gott seinen Sinn geändert haben könnte, nicht Ellen; dass alles, was sie tat, ob recht oder unrecht, in Ordnung war, da ja Gott seine Hand im Spiel hatte und sie veranlasste, es zu tun. Gott hatte an Alter und Erfahrung zugenommen – mit Ellen und ihrem fortschreitenden Kopieren.

Was wirklich in der Gemeinschaft geschah, war, dass Gott und Ellen ein und dasselbe zu werden schienen. Was sie tat, erkannte Gott an; was sie nicht liebte, verdammte Gott. Was sie schrieb, bestätigte Gott. Was sie nicht erwähnte, betrachtete Gott als unwichtig. Wenn der Kanon Gottes Buch bis zu ihrer Zeit darstellte, war nun Ellen Gottes Dienerin, seine Stimme, sein Ebenbild und sein zweites Ich. Ellen und ihr Schrifttum waren zur adventistischen Gottheit geworden!

Wenn dieser Prozess von einigen bezweifelt werden sollte, lasst diese sorgfältig die Richtlinien untersuchen, die der Gemeinde gegeben wurden. Lasst sie auf die unzähligen Male sehen, in denen sie oder ihre Arbeiten, stets haushoch über dem Kanon stehend, als Autorität im Review und in anderen adventistischen Veröffentlichungen zitiert werden. Lasst sie sich der Generalkonferenzsitzung der Gemeinschaft von 1980 zuwenden, wo ihr Schrifttum (und Ellen selbst) auf eine Ebene mit der Schrift und deren Verfassern gestellt wurde. Lasst sie noch einmal der Melodie lauschen, die auf der Glacier View-Versammlung 1980 gespielt wurde, wo Desmond Ford entlassen wurde, weil sein scharfsinniger Verstand und sein beherztes Gewissen die Autorität der Schrift über die Autorität von Ellen White stellte.30

Niemand kann ernsthaft bezweifeln, dass Ellen Gould Harmon White letztlich in der Adventgemeinschaft das Veto-Recht über Gott erhielt. Um die Überzeugung zu umschreiben, die Earl W. Amundson auf der Glacier View-Konferenz vertrat: Nicht nur die hellen Lichter, sondern alle Lichter, die in der Adventgemeinschaft ohne Ellens Zustimmung und Billigung scheinen, wurden und werden abgeschaltet werden.31

Im Hinblick auf die ausgedehnten Untersuchungen, die in den letzten Jahren gemacht worden sind (einschließlich von McAdams, Graybill und anderen) und die Eingeständnisse über die ausgeführten Veränderungen und die benutzten Autoren – vieles von dem hat letzten Endes die Aufmerksamkeit der Gemeindeglieder erregt – erscheint es unnötig, im Anhang eine große Zahl von Beispielen an Textvergleichen zu Der große Kampf aufzunehmen.

Es mag jedoch nützlich sein, eine sterbende Hoffnung der Adventisten zu erwähnen. Adventisten neigen dazu zu glauben, dass das letzte Kapitel in Der große Kampf zugunsten ihrer Theologie gegliedert ist und dass wenig oder gar kein Kopieren in Sachen Eschatologie erfolgte. Aber die Vergleiche einiger Kapitel in Band 4 von The Spirit of Prophecy (der Vorläufer von Der große Kampf) beweisen, dass dies nur ein Wunschdenken ist.32 Die letzten Kapitel in der überarbeiteten Ausgabe 1911 von Der große Kampf zeigen ähnliches Muster.33

So schmerzlich diese Vergegenwärtigung auch ist, die Kontroverse um Ford und die Ellen-White-Vergleichskontroverse haben Der große Kampf irgendwie verdächtig gemacht. Weitere Untersuchungen in letzter Zeit zeigen größere Brocken an historischen Fehlern auf.34 Auch die Vortragreisenden des White Estate haben zugegeben, dass dieses Buch nicht mehr länger als ein genauer Bericht der Geschichte des 19. Jahrhunderts gelten kann, sondern evangelistisch benutzt werden muss.35 Alle diese Tatsachen führen zu der Schlussfolgerung, dass Ellens Versuch misslang, die Geschichte in Übereinstimmung mit ihren Visionen neu zu schreiben. So sollte auf die Reißbretter der adventistischen Theologen zurückkehren.

Anmerkungen

  1. Römer 8:29.
  2. White, Ellen G.: The Great Controversy, (Mountain View: PPPA, 1888), „The Investigative Judgment“, S. 479.
  3. Milton, John: Paradise Lost, zweimal zu den Lebzeiten des Poeten publiziert: 1667 und 1674.
  4. Z. B. siehe Andrews, J. N.: The Three Messages of Revelation 14:6–12. Andere Flugblätter und Bücher von frühen Adventisten, die veröffentlicht wurden, enthielten ebenfalls Werbeanzeigen der Werke John Miltons. Ein Traktat mit dem Titel The State of the Dead von John Milton wurde von der SDA Publishing Association in Battle Creek 1866 gedruckt.
  5. Arthur L. White, Brief, 4. April 1946.
  6. White, Ellen G.: The Spirit of Prophecy, 4 Bde., (Battle Creek: Review and Herald, 1858–60/84), Nachtrag Bd. 4, S. 536. Siehe Education, S. 150.
  7. Siehe Robert D. Brinsmead: Judged by the Gospel, Kapitel 12, „The Legend of Ellen G. White’s Literary Independence“, S. 145. Eigentlich begann die Kontroverse über The Great Controversy mit der Veröffentlichung 1888 und hat sich bis in die Gegenwart fortgesetzt.
  8. [Kellogg, John Harvey]: „An Authentic Interview... on October 7th, 1907“, S. 32.
  9. White, James (Hrsg.): Sketches of the Christian Life and Public Labors of William Miller, Gathered from his Memoirs by the Late Sylvester Bliss, and from Others, (Battle Creek: Steam Press, 1875).
  10. Vergleiche Kapitel 13 „William Miller“ in E. G. Whites The Spirit of Prophecy, Bd. 4, mit dem späteren Gegenstück Kap. 18 „An American Reformer“ in The Great Controversy, S. 317. Das Material früher adventistischer Schreiber wurde zum Muster in Ellen Whites „erweiterten“ Bänden.
  11. Smith, Uriah: The Sanctuary and the Twenty-three Hundred Days of Daniel VIII, 14, (Battle Creek: Steam Press, 1877).
  12. Andrews, J. N.: The Prophecy of Daniel: The Four Kingdoms, the Sanctuary, and the Twenty-three Hundred Days, (Battle Creek: Steam Press, 1863).
  13. White, Arthur L.: „Rewriting and Amplifying the Controversy Story“, Teil 2 von 7, (Review, 19. Juli 1979), S. 9. – Merle d’Aubigné, Jean Henri: History of the Reformation of the Sixteenth Century, 5 Bde., (Edinburgh: Oliver and Boyd, 1853; New York: Robert Carter, 1846).
  14. Die Ellen G. White Estate-Liste von Büchern ist als von der DF 884 entnommen identifiziert worden. Sie enthielt jene Bücher, die auf den Regalen des Studierzimmers E. G. Whites, im Büro und Tresor standen. Eine neue Liste wurde von Graybill und Johns 1981 erstellt: An Inventory of Ellen G. White’s Private Library, July 29, 1981, Draft, (Washington: EGW Estate, 1981). – Wylie, James Aitken: History of the Waldenses, (London: Cassell, Petter, Galpin & Co., 1880).
  15. (Healdsburg) Pastors’ Union: „Is Mrs. E. G. White a Plagiarist?“, (Healdsburg Enterprise, 20. März 1889).
  16. Ebd.
  17. McAdams, Donald R.: „Shifting Views of Inspiration: Ellen G. White Studies in the 1970s“, (Spectrum 10, 1980, Nr. 1), S. 27–41.
  18. Olson, Robert W.: „Exhibits Relating to the Desire of Ages“, fotokopiert, (Washington: EGW Estate, 23. März 1979). S. 11 von Olsons Beweisstücken; Review and Herald, 30. November 1876.
  19. (Bible Conference): „The Bible Conference of 1919“, (Spectrum 10, 1979, Nr. 1), S. 23–57.
  20. Olson, Robert W.: „Historical Discrepancies in the Spirit of Prophecy“, mit einer Bemerkung im Anhang von Arthur L. White, fotokopiert, (Washington: EGW Estate, 17. Juli 1979).
  21. [Kellogg, John Harvey]: a. a. O., S. 33.
  22. Ebd.
  23. Ebd.
  24. White, Ellen G.: Selected Messages, 3 Bde., (Washington: RHPA, 1958–80), Bd. 3, Anhang A, S. 434–435. Diese Bemerkungen über die Revision von The Great Controversy wurden von W. C. White an den General Conference Council vom 30. Oktober 1911 gerichtet.
  25. [Glendale Committee]: „Ellen G. White and Her Sources“, Tonbänder des Treffens vom 28.–29. Januar 1980.
  26. White, Ellen G.: Selected Messages, a. a. O., Bd. 3, Anhang A, S. 435–436.
  27. Wood, Kenneth H.: „The Children Are New“, Leitartikel, (Review, 12. Juni 1980).
  28. Linden, Ingemar: The Last Trump, (Frankfurt/M.: Peter Lang, 1978), „From Visions to Books“, Kapitel 4, Teil 2, S. 211.
  29. Ebd., S. 211–212.
  30. Siehe die Oktoberausgabe des Ministry, das internationale Journal der STA-Predigerschaft. Ebenfalls siehe Spectrum 11, 1980, Nr. 2, das Journal der Association of Adventist Forums („Verband Adventistischer Foren“).
  31. Amundson, Earl W.: „Authority and Conflict – Consensus and Unity“, Papier, das auf der Theologischen Consultation, Glacier View Ranch, Ward/CO (vom 15.–20. August 1980) vorgetragen wurde.
  32. Siehe Anhang Kapitel 8, Textvergleiche.
  33. Ebd.
  34. Robert W. Olson und Ronald D. Graybill an die Historiker der Pacific Union Conference auf dem La Sierra Campus der Loma Linda University, Sommersemester 1980. Ebd.
  35. Ebd.